Der Film The Neon Demon von Nicolas Winding Refn hat mit dem klassischen Erzählkino rein überhaupt nichts mehr zu tun. Hier wird keine unterhaltende Geschichte erzählt, sondern ganz in der Tradition des Kinos der Moderne mit filmischen Mitteln ein gesellschaftlicher Zustand beschrieben, in dem die Oberflächlichkeit der Schönheit im Zentrum steht. Ein 16-jähriges Mädchen, das von zu Hause abgehauen ist, begibt sich durch ein Fotoshooting in Los Angeles in die Modewelt. Durch ihre natürliche Schönheit löst sie bei allen Entscheidungsträgern und Mitkonkurrentinnen heftigste Reaktionen aus. Die Regeln der Modewelt, in der die Herstellung und Darstellung von Schönheit das oberste Gebot ist, gelten für sie nicht. Die geniale Besetzung von Elle Fanning macht die Differenz zwischen natürlicher und künstlicher Schönheit unübersehbar. Die Models hungern sich für das ideale Bodymaß zugrunde und ihre makellosen Gesichter sind das Ergebnis von diversen Schönheitsoperationen. Der Regisseur macht durch die Inszenierung der natürlichen Schönheit im Verhältnis zur künstlich hergestellten Oberfläche deutlich, wie zynisch dieses Streben ist. Der Zuschauer kann sich der grandiosen Bilderwelt und dem überragenden Soundtrack kaum entziehen und zwingt einen, sich mit den eigenen Idealen und Vorstellungen auseinanderzusetzen, was man selber als anziehend, schön und cool empfindet. Dass die wahre Schönheit eines Menschen in seinem Inneren liege, wird von einem Modedesigner ad absurdum geführt. Dem Freund des Mädchens, der selber Fotograph und dennoch vom Zynismus der Modebranche abgestoßen ist, sagt er: Schönheit ist alles! Wenn sie nicht schön wäre, würde er sie überhaupt nicht anschauen geschweige denn wahrnehmen. Später stellt sich die Frage, ob das Mädchen genauso werden wolle wie alle dieses Menschen aus der Modebranche? Elle Fanning prägt in einem Satz, um was es in diesem Film zentral geht: Ich will nicht werden wie die, die wollen alle so sein wie ich es bin. Das Verlangen und die Partizipation an dieser natürlichen Schönheit habe etwas Übergriffiges und Blutsaugerisches an sich. Wer den Regisseur kennt, wird sich nicht wundern, dass diese kanibalistischen Assoziationen inszeniert werden mit dem direkten Verweiß auf den Zuschauer, der diesen Film konsumieren soll.