Billions ist die Serie der Stunde. Die Serie handelt von dem Kampf des US-Staatsanwalt Chuck Rhoades (Paul Giamatti) gegen den illegalen Insiderhandels des Hedgefonds-Manager Bobby Axelrod (Damian Lewis). Man erfährt in dieser Serie viel über die Abläufe des amerikanischen Justizsystems und wie Investmentfonds unermessliche Gewinne erwirtschaften. Manipulationen, Verlogenheit, Verbrechen wird man auf beiden Seiten erleben und es ist erschütternd, wie die übersteigerten Egos der beiden Gegner auf jegliche moralischen Werte pfeifen.
Der dramaturgische Knackpunkt dieser Serie aber ist die Ehefrau des Staatsanwaltes, Wendy Rhoades (Maggie Siff), die als Psychiaterin und Coach seit 15 Jahren die Investmentfirma von Bobby Axelrod mitaufgebaut hat. Sie behandelt die Sinn- und Egoprobleme der Mitarbeiter, die nichts anderes tun als mit fremdem Geld zu spekulieren. Motivationsprobleme, Entscheidungsfindungen und Fehlentscheidungen werden auf ihre psychologischen Ursachen überprüft und bei Bedarf neu justiert. Bobby Axelrod hat erkannt, dass die psychologischen Parameter für wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich sind. Auch er selber lässt sich psychologisch auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, wenn er Probleme oder falsche Entscheidungen getroffen hat. Wenn Bobby Axelrod das Gehirn des Investmentfonds ist, dann ist Wendy Rhoades das Nervensystem. Sie steht als Psychologin im Mittelpunkt der ganzen Erzählkonstruktion. Von Anfang an besteht der Interessenskonflikt, dass sie als Ehefrau des Staatsanwaltes für die Firma seines Gegners arbeitet. Sie ist gezwungen zwischen Arbeit und Privatleben eine Grenze zu ziehen, um das Vertrauen und die spezielle Beziehungen sowohl zu Bobby Axelrod als auch zu ihrem Ehemann aufrecht zu erhalten. Sie ist nicht nur für sich genommen eine widersprüchliche Figur, sondern sie ist die potenzierte Widersprüchlichkeit für die gesamte Handlungskonstruktion. Die Handlungsstränge werden durch ihre Person automatisch in widersprüchliche Abläufe umgewandelt und die Beziehungen zu ihrem Mann Chuck und ihrem Geschäftspartner Bobby Axelroad sind in beide Richtungen widersprüchlich. Als Frau zwischen zwei Männern wird hier das perfekte dramaturgische Dreieck abgebildet mit dem Unterschied, dass ihre Zuneigung nicht wechselt, sondern aufrechterhalten wird. Ihre Zuneigung und ihre Beziehung zu beiden Männern ist qualitativ unterschiedlich, aber es ist letztlich nicht sie, die – wie im klassischen dramaturgischen Dreieck sonst üblich – die Parameter ändert.
In der letzten Episode der ersten Staffel wird der Zuschauer etwas erleben, was man so noch nie in einer Serie gesehen hat. Die Geschichte implodiert und die Protagonisten agieren wie im Vakuum, wie in einem luftleeren Raum. Alle Puzzlesteine rücken an ihren Platz und der Preis, den alle Protagonisten fürs Gewinnen bezahlen müssen, sind unfassbar große, unersetzbare Verluste.