In der Serie Kidding spielt der Schauspieler Jim Carey den Fernsehstar Jeff Pickles, der seit Jahrzenten mit Puppen eine Kindersendung macht. Das Drama in seinem Leben ist der unverarbeitete Tod eines seiner Zwillingsöhne bei einem Autounfall und die Trennung von seiner Frau. Jeff möchte eine Sendung über den Tod seines Kindes machen, was sein Produzent, der gleichzeitig sein Vater ist, vollkommen ablehnt. Der Vater und Produzent der Show sieht, wie sein Sohn aufgrund des Schmerzes immer unkontrollierbarer wird und fürchtet, dass er wahnsinnig wird. Um die Show zu schützen, verbündet sich der Vater mit Jeffs Schwester, die ebenfalls mit Beziehungsproblemen zu kämpfen hat. Jeff unterdrückt seine Trauergefühle und versucht die heile Welt, die er in der Kindersendung verkörpert ins reale Leben zu übertragen. Er hilft anderen Menschen voller Wärme und Mitgefühl, bleibt aber einsam und allein, weil er die Hilfe, die er bräuchte, von niemanden erhält. Sein anderer Sohn, der den Unfall überlebt hat, betrachtet in als Weichei.
Die ganze Dramaturgie dieser Geschichte beruht auf den Familienbeziehungen und der alles dominierenden Backstorywound. Der Antagonist in dieser Geschichte ist der Vater, der als Produzent Mitgefühl für seinen Sohn hat, aber gleichzeitig neue Marketingkonzepte wie eine Ice-Show oder eine Cartoonsendung verfolgt, um die Marke Jeff Pickles, die bisher sein Sohn verkörpert hat, weiterhin gewinnorientiert vermarkten zu können. Das Widersprüchliche an der Figur des Jeff Pickles ist, dass der innere Schmerz im krassen Gegensatz zu der kontrollierten und freundlichen Art des Protagonisten steht. Jedem Zuschauer ist klar, dass die Blase des Schmerzes irgendwann platzen wird. So wird jede Episode zu einem unvorhersehbaren Ereignis und natürlich verläuft die Geschichte dann auch in eine völlig andere Richtung als man erwartet. Wer den Regisseur Michel Gondry (Eternal Sunshine of the Spotless Mind) kennt, bekommt eine ungefähre Vorstellung, wie abgefahren, schräg und skurril diese Geschichte erzählt wird. Es gibt kaum eine filmische Geschichte, in der die Kinderwelt, Puppen, Sexualität, Gewalt, Krankheit und Tod sowie die Beziehungsprobleme der Erwachsenenwelt derart virtuos miteinander vermischt werden. Obwohl die Serie surreal wirkt, ist sie es nicht im Mindesten. Die Hass- und Gewaltfantasien sind am Ende genau das: Fantasien.
Im Kern geht es bei Kidding darum, was unterdrückte Gefühle bei einem Menschen anrichten können. Die Kindersehsendung verkörpert eine heile Welt und verkauft ein Image der heilen Welt, die es im richtigen Leben nicht gibt. Der Konflikt von Jeff Pickles ist es, dass er diese im Grunde geheuchelte Lüge der harmonischen Welt nicht mehr ertragen kann. Für den Vater kündigt sich in Jeffs immer stärker werdender Unkontrollierbarkeit ein Nervenzusammenbruch an, für Jeff ist es der Durchbruch endlich die Wahrheiten aussprechen zu können. So unkorrekt es für die Erwachsenenwelt auch sein mag, die ihre Kinder vor allem Negativen und Gefährlichen beschützen wollen, die Kinder erhören die Not von Jeff wider Erwarten und erzählen am Ende ihm ihre Sorgen und Nöte. Man könnte sagen, die Serie handelt von der Umkehrung des Geschichtenerzählens. Wer das nicht versteht, sollte sich diese wunderbare Serie anschauen.