In dem Film Nocturnal Animals des Regisseurs Tom Ford spielt die Schauspielerin Amy Adams eine Galeristin, die ihre Künstlerkarriere zugunsten eines Lebens im Reichtum aufgegeben hat. Ihr Lebensumfeld und Aussehen ist durch gestylte Mode, perfektes Make Up, coole Architektur und einen gefühllosen Ehemann bewusst kalt und emotionslos gestaltet. Die Kunstgemälde, die in dieser Welt an den Wänden hängt, wirken wie ein erstarrter Versuch, eine künstliche Emotionalität in diese kalte Welt zu tragen. Von Anfang an wird die Einsamkeit und Gefühlskälte der Menschen auf mehreren Erzählebenen thematisiert. Im Film taucht mehrmals – wie ein Grundmotiv – die Frage auf, wo die Menschen wohl angenehmer leiden würden, in der abgehobenen Welt des Reichtums oder im realen Leben der armen Menschen und Künstler?

Die Galeristen bekommt von ihrem vor 19 Jahren geschiedenen Ehemann ein Romanmanuskript zugeschickt, in dem die puren Emotionen vorherrschen. Die Lektüre dieses Romans ist als eine zweite Erzählebene innerhalb des Filmes angelegt. Die Galeristin identifiziert sich und ihren geschiedenen Ehemann mit den Figuren des Romans, in dem die Rachegeschichte für eine entführte Ehefrau und Tochter erzählt wird. Als dritte Erzählebene kommen die Erinnerungen der Galeristin aus der Vergangenheit hinzu, in welcher die Liebesgeschichte und die Trennung zu dem Romanautor erzählt wird, der nicht den Reichtum, sondern den Anspruch ein Künstler zu sein in seinen Lebensmittelpunkt stellt. Der meisterhaft erzählte und inszenierte Film beleuchtet permanent, wie falsche Entscheidungen die Identität des Menschen verändert und die Gefühlswelt verschüttet oder explodieren lässt. Auf allen drei Erzählebenen wird der Zerfall der menschlichen Beziehungen erzählt, aus denen es kein Entkommen gibt. Wie Tom Ford diese drei Erzählebenen Gegenwart, Fiktion und Vergangenheit miteinander verknüpft, die zugleich auch immer ein Kommentar der anderen Erzählstränge darstellt, ist große Erzählkunst. Die Gefühlswelt der Protagonistin wird vollkommen durcheinander gewirbelt und am Ende ist die Galeristin zwar kein besserer Mensch geworden, aber sie ist um ein wahres Gefühl reicher. Auch wenn es ein Trauriges ist.