Das Kinomusical La La Land von Damien Chazelle ist in jeder Hinsicht herausragend produziert. Wenn man sich allerdings die Filmdramaturgie der Geschichte anschaut, bekommt man das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Der Film ist hinreißend inszeniert, die Musik ist großartig, Ryan Gosling und vor allem Emma Stone sind wie immer phantastisch, die Tanzeinlagen sind ohne Schnitt inszeniert, der Film macht riesigen Spaß. Aber wie ist die Geschichte aufgebaut? Emma Stone spielt eine Frau, die davon träumt eine Schauspielerin zu sein, Ryan Gosling spielt einen Jazzpianisten, der davon träumt einen Jazzclub aufzumachen. Der Film handelt von den großen Träumen der beiden und wie diese zu scheitern drohen. Man hat bei diesem Film den Eindruck, dass er falsch herum erzählt wird. Normalerweise haben die Protagonisten einen großen Traum und irgendwann während der Geschichte stellen sie fest, dass ihr wirkliches Bedürfnis ein emotionales ist, die Liebesgeschichte endet in einem Happy End. Bei La La Land ist es genau umgekehrt, die beiden verlieben sich ineinander und das Happy End steht am Anfang. Irgendwann stellen sie dann fest, dass ihr großer Traum von der Schauspielerei und dem Jazzclub über den Bedürfnissen nach einer Liebesbeziehung steht.

Die Ambivalenz dieser Thematik deutet der Film leider erst am Ende in den letzten 10 Minuten des Filmes extrem verkürzt an. Durch einen Zeitsprung von 5 Jahren in die Zukunft, wird die Phantasie des Zuschauers doch noch aktiviert indem die Ergebnisse präsentiert werden, nachdem beide die Liebesbeziehung beendet und doch noch ihrem großen Traum gefolgt sind. Als Zuschauer muss man sich selber zusammenreimen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Das ist dann wieder Kino im besten Sinne seiner Bedeutung.

Man kommt aber um den Vorwurf nicht herum, dass der Regisseur Damien Chazelle wie schon bei seinem Vorgängerfilm Whiplash (2014), die Ambivalenz seiner Figuren und der Handlung eindimensional auf eine Aussage reduziert. Bei Whiplash ordnen sich alle Musiker ohne Ausnahme den sadistischen und menschenverachtenden Methoden ihres Lehrers unter. Wer Musiker kennt, weiß mit was für Egos man da zu tun hat und dass so, wie es im Film dargestellt und behauptet wird, nicht möglich ist. Das heißt aber nicht, dass Musiker nicht verletzt werden können. Eine Verletzung ist immer eine individuelle Angelegenheit. Auch bei La La Land wird der Glaube an den großen Traum ganz eindimensional behandelt. Es gibt aber in der Kunst nicht nur das Entwederoder, sondern so gut wie immer das Sowohl-als-auch. Warum kann der Musiker nicht in einer kommerziellen Band mitspielen und dennoch seinen Traum vom eigenen Jazzclub verwirklichen? Und warum verliert die Figur von Emma Stone den Glauben an ihre Fähigkeiten, als zwei Bühnenarbeiter über ihr Stück lästern. In dem Film La La Land werden die inneren Zweifel und Widersprüche so gut wie nie thematisiert. Und so kommt es auch zu keinen Konflikten zwischen den beiden Protagonisten. Sie beschließen einfach eines Tages, dass es jetzt mit dem großen Traum vorbei ist. Und mit der großen Liebe auch. Am Ende kommt es aber dann doch noch ganz anders.