Nach der Ermordung von John F. Kennedy gibt seine Frau Jackie eine Interview und erzählt aus ihrer Perspektive wie sie die Amtszeit, Ermordung und das Begräbnis ihres Mannes erlebt hat. Die fragmentarische Erzählweise in dem Film Jackie des Regisseurs Pablo Larrain ist der Interview-Situation geschuldet, wo nicht chronologisch, sondern in thematischen Rückblenden und Zeitsprüngen die Ereignisse besprochen werden. Das Interview ist eine heikle Angelegenheit, da John F. Kennedy erst vor kurzem gestorben ist und Jackie unmissverständlich klar macht, dass nur das publiziert werden darf, was sie zur Freigabe autorisiert. Zwischen dem Reporter und Jackie entsteht ein Kräftemessen, bei dem der Reporter auf der Suche nach intimen Details ist und Jackie das Vermächtnis des ermordeten Präsidenten und Ehemann kontrollieren will. Am Anfang des Interviews lobt der Reporter einen Fernsehfilm, bei dem die junge First Lady das Publikum durch die privaten Räume im Weißen Haus führt. Der Film habe einen Emmy Fernsehpreis gewonnen und sie hätte sicher auch beim Fernsehen eine Karriere machen können. In scharfem Ton erwidert Jackie, dass sie keinen Berufsberater bräuchte und dass sie versichern könnte, dass sie niemals beim Fernsehen arbeiten werde. Gleichzeitig teilt sie aber auch mit, dass sie nach dem Tod ihres Mannes völlig mittellos dastehe. In dem Fernsehfilm sieht man dann eine völlig ungeschickte und wenig souveräne Hausherrin, die im krassen Gegensatz zu der dominanten Person steht, die gegen alle Widerstände eine Beerdigungsprozession durch Washington durchgesetzt hat, in dem sie im Mittelpunkt stand und Bilder für die Ewigkeit produziert hat. Das Lob des Reporters kann man durchaus als Versuch einer Demütigung interpretieren. Der Regisseur Pablo Larrain hat ein sehr starkes Gespür für die psychologischen Vorgänge dieser Frau und zeigt in seiner Inszenierung, wie sich die anfangs unsichere First Lady zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Der Film ist wie eine Therapiesitzung angelegt, bei welcher der Zuschauer die Wahrheit selber herausfinden muss. Genau dadurch entsteht großes Kino. Hinzu kommt, dass man nach fünf Minuten vergessen hat, dass die großartige Schauspielerin Natalie Portmann mit ihrem veränderten Sprachduktus Jacqueline Kennedy verkörpert. Der chilenische Regisseur Pablo Larrain hat bereits mit seinen Filmen No! (Oscarnominierung) und El Club (Berlinale Silberner Bär) Furore gemacht.