König Henry VIII ist 1529 seit 20 Jahren auf dem Thron und hat mit seiner Frau Katharina von Aragon bisher keinen männlichen Erben gezeugt. Seit zwei Jahren bemüht sich Henry um eine Annullierung der Ehe durch den Papst, damit er Anne Boleyn heiraten kann. Kardinal Wolsey, der Lordkanzler von Henry, versagt in dieser Angelegenheit beim Papst und fällt am Hofe in Ungnade. Auf Anna Boleyn Betreiben muss sich Kardinal Wolsey sich in den Norden Englands zurückziehen während Thomas Cromwell am Hofe versucht den Kardinal zu rehabilitieren. Da der Papst 1531 die Annullierung verweigert, rät Cromwells Henry, das Parlament soll ein Gesetz verabschieden, das Henry zum Oberhaupt der Kirche von England macht. Die Katholiken in England allen voran Thomas More, der Anführer des Unterhauses, laufen Sturm gegen diese Ketzerei. Henry setzt sich über die Kirche hinweg und krönt Anne Boleyn zur Königin. 1533 bekommt sie eine Tochter. Für viele Leute am Hofe und in der Regierung ist es inakzeptabel, den König über die Kirche zu stellen. Der Gesetzestext, der diesen Sachverhalt und die Thronfolge festlegen soll, erbost Anna Boleyn sehr, da im Falle ihres Todes oder wenn sie keinen männlichen Erben zur Welt bringt, könnte der König erneut heiraten darf. Cromwell, der diesen Text verfasst hat, bekommt ihre Macht zu spüren, indem sie ihn zwingt, dem unschuldigen Thomas More die Verschwörung anzuhängen, die kurz zuvor aufgedeckt wurde. Thomas More und den Verschwörern aus dem Unterhaus wird der Handel vorgeschlagen, dem Gesetz, das den König über die Kirche stellt, unter Eid zuzustimmen. Thomas More weigert sich diesen Eid zu geben und wird hingerichtet. Anne Boleyn schafft es nicht einen männlichen Thronfolger auf die Welt zu bringen. Sie hat zwar eine Tochter bekommen, aber nach mehreren Fehlgeburten wendet sich Henry Jane Seymour zu und gibt Cromwell den Auftrag, Anne Boleyn zu beseitigen.

Von einem dramaturgischen Dreieck spricht man, wenn in der Handlung die Zuneigung zwischen den Hauptfiguren sich ein oder mehrmals ändert. Bei Wolf Hall geht es um den Kampf der Stellung am Hofe Henry VIII zwischen Thomas Cromwell und Anna Boleyn. Die Zuneigung des Königs ändert sich während der Handlung mehrmals. Er ist mit Katharina von Aragon verheiratet, wendet dann seine Zuneigung Anna Boleyn zu, die sich vorgenommen hat ihm einen männlichen Nachfolger zu schenken und Königin von England zu werden; und am Ende ist Thomas Cromwell sein engster Berater. Am Anfang ist Cromwell noch der Gegner von Henry VIII und Anna Boleyn, da er loyal an der Seite von Kardinal Wolsey steht. Als Henry VIII auf Cromwells Rat hört und ein Gesetz erlässt, das ihn zum Oberhaupt der Kirche von England macht, verändert sich die Zuneigung des Königs und Anna Boleyns zu ihm gravierend. Cromwells juristischer Winkelzug ermöglicht die Krönung Anna Boleyns. Cromwell kann nun über sie starken Einfluss auf den König nehmen. Das Problem ist letztlich, dass sie nicht in der Lage ist einen männlichen Thronfolger zu zeugen. Der König wendet sich von ihr ab und wirft ein Auge auf seine spätere Frau Jane Seymour. Auch die Beziehung zwischen Cromwell und Anna Boleyn wird immer schwierigen, da sie ihm befiehlt, Einfluss auf den König zu nehmen um ihre Stellung abzusichern.

Das dramaturgische Dreieck hat die Funktion die Handlung unvorhersehbar zu machen und die Spannung aufrecht zu erhalten, da sich die Zuneigung aufgrund eines Ereignis oder einer Gefühlsänderung sich ständig verändern kann. Genauso wie eine widersprüchliche Hauptfigur, die eine Figur eben nicht eindimensional gut oder böse macht, dient das dramaturgische Dreieck dazu, die Handlung und die Figuren vielschichtig zu machen. Es geht im Prinzip darum, die unsichtbaren Beziehungsgeflechte und Machstrukturen der Personen am Hofe sichtbar zu machen, ohne es direkt zu erzählen. Die große Stärke der Serie Wolf Hall ist es, dass so gut wie nie Aktionen, sondern Tableaus inszeniert werden, wo die beteiligten Figuren nichts anderes tun, als miteinander zu sprechen. Das erfordert vom Zuschauer vollste Aufmerksamkeit, da jedes Schweigen, jede Geste und jeder Blick eine Bedeutung hat. Der Schauspieler Mark Rylance wandelt durch diese Geschichte wie ein Traumwandler, der alle Informationen, Gespräche und Geräusche in sich aufnimmt und dann durch den sparsamen Einsatz der Sprache einen Zugang zum König findet. Wie das erzählt und inszeniert ist, kann man durch Worte kaum beschreiben. Unbedingt anschauen!