In der 6. Staffel der Serie Walking Dead geht es darum, was das Töten der Menschen untereinander anrichtet. Nicht mehr die Zombies sind die größte Bedrohung für die überlebenden Menschen, sondern die Menschen selbst, die anderen Menschen rücksichtslos wegnehmen, was sie brauchen können. In der postapokalyptischen Welt der Walking Deads gilt das Recht des Stärkeren, Mitgefühl und Menschlichkeit haben kein Platz mehr und werden als lebensbedrohend eingestuft. Wer sich allerdings mit der Gruppe von Rick Grames anlegt, hat ein schwerwiegendes Problem, da diese Gruppe aus dem ständigen Kampfmodus nicht mehr herauskommt und im Zweifel gnadenlos zuschlagen kann. Einige Mitglieder der Gruppe kommen nicht mehr damit zurecht, was aus ihnen geworden ist. Sie wollen keine Killer mehr sein und weigern sich, Menschen zu töten. Die Serie führt die Protagonisten ein ums andere Mal in Situationen, wo sie gezwungen sind, Menschen zu töten um sich oder die Gruppe zu schützen. Die Weigerung zu Töten führt fast immer zu Verlusten innerhalb der Gruppe.

Als Rick und seine Leute die Herde der Walkers von der Siedlung Alexandria weglocken wollen, wird der Ort von marodierenden Menschen angegriffen und die Walkers dringen in die Siedlung ein. Obwohl Rick und seine Gruppe den Leuten das Kämpfen und Töten beibringen wollen, misslingt dieses Unterfangen vollkommen. Nachdem Alexandria wieder gesichert ist, finden sie eine andere Siedlung, die von Ackerbau lebt und die Hälfte ihrer Erträge an die Saviors abgeben müssen. Rick und seine Gruppe erklären sich bereit, die Saviors zu töten, falls sie die Nahrungsmittel bekommen. Allerdings sind ihre Gegner stärker als sie denken. Nicht alle von Ricks Leuten sind bereit, diesen Weg zu folgen. Die Gewalt führt letztlich in die Diktatur des Stärksten.

Die Gruppe von Rick ist wie eine Familie strukturiert. Wie in jeder Familie gibt es aber Spannungen, da die einzelnen Personen immer öfter darüber reflektieren, was aus ihnen geworden ist und was sie tun. Die Walkers sind keine ernsthafte moralische Bedrohung mehr, aber andere Menschen zu töten, die ebenso wie sie selber überleben wollen, werden zu einem immer größeren Problem. Gewalt auszuüben, verleiht ungeheure Macht über andere, und dennoch ist das Gefühl des Ausgeliefertseins angesichts einer Bedrohung unerträglich. Der Erfolg der Serie ist nur zu verstehen, wenn man sie als Kommentar zu unserer heutigen gesellschaftlichen Situation betrachtet. Rick Grames und seine Leute sind auf der Flucht und auf der Suche nach einem neuen Leben. Wenn es nicht anders geht, nehmen sie sich das, was sie brauchen auch mit Gewalt. Gewalt als Selbstschutz und/oder Gewalt als Form des Überlebens, diese Themen sind so aktuell wie nie zuvor. Denn wo die Zivilisation wieder einsetzt, das steht bei dieser Serie in den Sternen. Als erstes geht es darum, die eigenen Leute, die eigene Familie zu schützen.