Warum ist das Genre Zombiefilme so interessant und erfolgreich? Weil in Zombiegeschichten das Verhältnis zwischen Individuum, sozialem Verhalten und dem Verhältnis zur Gewalt auf die Spitze getrieben wird.

Bei The Walking Dead ist der Verlauf der Geschichte sehr unhomogen. Staffel 1 war eher schwach erzählt und beschreibt den Zusammenbruch der Gesellschaft und die Flucht auf die Farm, wo die Gruppe um Rick Grames zusammengeschweißt wird. Staffel 2 spielt im Gefängnis und hinterlässt einen starken Eindruck. Das Gefängnis als Ort der Freiheit und dem Versuch eine neue Zivilgesellschaft aufzubauen, wird konsequent erzählt. In Staffel 3 muss sich die Gruppe dann mit dem Governer herumschlagen, der sich als Diktator aufspielt und alles vernichten muss, was sich ihm nicht freiwillig unterwirft. In Staffel 4 machen sich die Protagonisten auf den Weg nach einem Ziel und finden es in Terminus. Das Ende von Staffel 4 ist geradezu genial. Staffel 5 wirkt wie eine völlig zerfledderte Geschichte ohne Thema und Linie. Im ersten Teil wird die Flucht aus Terminus erzählt, im 2. Drittel der Verlust der Ziele und im dritten Teil landen sie in der Siedlung, in der eine zivilisatorische Utopie gelebt wird. In diesem letzten Teil wird eine Stimmung aufgebaut, die man so nur in der Serie erzeugen kann. Die Bewohner der Siedlung wollen die zivilisatorischen Grundsätze der vergangenen Welt erhalten und glauben sich hinter ihrem hohen Zaun in Sicherheit. Rick und seine Leute, die den gewalttätigen Überlebensmodus in dieser Idylle nicht ablegen können, sind fassungslos über diese Ignoranz und den Selbstbetrug. Eine der stärksten Szenen ist, als eine Bewohnerin für Tasha ihr Lieblingsessen kochen möchte und sich Sorgen darüber macht, das falsche zuzubereiten. Eigentlich sind Rick uns seine Leute ausnahmslos alle traumatisiert, die sich permanent Sorgen darüber machen, nicht ob sondern wann die Zombies die Idylle zerstören werden. Und dem Zuschauer ist die ganze Zeit, mehr als den Bewohnern der Siedlung, klar, dass sie jederzeit wieder Gewalt ausüben würden, wenn sie in Gefahr geraten. Selbst als Menschen durch Angriffe der Zombies sterben, leugnen die Bewohner die drohende Gefahr. Rick ist im Prinzip nicht in der Lage, die Bewohnern der Siedlung zu überzeugen, dass die größte Gefahr nicht von den Zombies ausgeht, sondern von den Menschen – seien sie nun innerhalb der Siedlung oder außerhalb.