Die Serie Vinyl ist von Terence Winter (Sopranos, Boardwalk Empire, The Wolf of Wall Street), Martin Scorcese, Mick Jagger und Rich Cohen entwickelt worden. Wenn die Besten aus Serie, Regie, Musik und Literatur zusammentreffen, dann wird selbst aus einer dramaturgisch schwachen Serie etwas Geniales. Die Serie handelt von einer Plattenfirma im Jahre 1972, die schon bessere Tage gesehen hat und an Polygramm verkauft werden soll. Der Chef der Plattenfirma beschließt am Abend vor dem Vertragsabschluss in einem Drogenflash nicht zu verkaufen, sondern mit der Firma neu durchzustarten. Der großartige Schauspieler Bobby Cannavale verkörpert den Plattenboss Richie Finistra, der als einziger die Vision und die Intelligenz hat, die Firma zusammenzuhalten. Die Serie erzählt wie die Schallplattenfirma langsam den Bach runtergeht, wie Richies Familie im Drogenrausch zerbricht, er in einen Mordfall verwickelt wird und sich am Ende mit der Mafia einlassen muss. Der exzessive Gebrauch von Drogen hilft bei der Lösung der wirtschaftlichen und privaten Probleme kaum, sondern wird durch die Höllenfahrt in den Abgrund eher noch befeuert. Das Musikgeschäft in den 1970er Jahre war vielleicht gerade deswegen so chaotisch und in Verruf geraten, da Musiker und Musikfreaks, die mit einem Hit zu viel Geld gekommen sind und deren Leben zu einer einzigen Party geworden ist, sich nun auch noch plötzlich mit einem wirtschaftlich geführten Unternehmen herumschlagen mussten. Die Teilhaber der Plattenfirma sind so sehr mit ihrem eigenen Musikgeschmack beschäftigt, dass sie den Beginn des Punks und der Discowelle fast komplett verschlafen. Keiner in der Firma kann mit der Musik der Punkband Nasty Bits etwas anfangen außer ihr Plattenboss Richie Finistra, der die Vision hat, mit dieser Band ein neues Plattenlabel aufzubauen.

Die Art und Weise, wie das Chaos im Musikgeschäft der 70er Jahre erzählt und wie die Musik in eine erzählte Geschichte eingebaut wird, ist atemberaubend. Allein der Auftritt der Musiker und der Soundtrack machen die Serie zu einem sehenswerten Vergnügen. Da macht es dann auch nicht mehr so viel aus, dass die Figuren meistens eindimensional angelegt sind und der Zerfall der Firma nur in eine Richtung geht. Die Nebengeschichten sind dermaßen absurd, dass sie nur wahr sein können. Im Prinzip zeigt die Serie, wie die Klischees von Sex, Drugs and Rock’n’Roll entstanden sind. Die Plattenleute haben keinen Durchblick, die Musiker machen ihr Ding, Sex und Drogen sind Anreiz und Ablenkung zugleich, und solange ein Hit einen Geldregen beschert, ist auch alles in Ordnung. Aber wehe wenn nicht.