Wer den Hype um die Schauspielerin Diane Kruger aufgrund ihrer darstellerischen Leistungen in mittelmäßigen Spielfilmen nicht versteht, sollte sich einmal das amerikanische Remake der dänischen Serie Die Brücke anschauen. In der Serie ist sie fantastisch und als autistische Polizeibeamtin vollkommen überzeugend. Auf der Bridge of the Americas zwischen El Paso (USA) und Ciudad Juarez (Mexiko) wird genau auf der Grenzlinie ein toter Körper gefunden, der aus zwei verschiedenen Frauenleichen zusammengesetzt ist. Zusammen mit dem mexikanischen Polizeibeamten Marco Ruiz (Demian Bichir) ermittelt die amerikanische Polizisten Sonya Cross (Diane Kruger) die Morde. Die beiden Figuren können kaum widersprüchlicher sein und passen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Marco Ruiz ist ein mexikanischer Polizist, der sich durch die korrupte Polizeibehörde durchschlängelt und der Frau und Kinder zu beschützen hat. Sonya Cross als autistische Beamtin mit der Begabung psychopathische Täter aufzuspüren und mehr zu sehen, als ein gewöhnlicher Polizeibeamter, ist vollkommen unfähig Gefühle zu zeigen und zu lügen.

Die schauspielerische Leistung und die Kameraarbeit machen diese Serie sehr sehenswert. Über weite Strecken hat man den Eindruck, die Romane von Don Winslow seien verfilmt worden, in denen es um die Verwicklungen der mexikanischen Kartelle sowie der korrupten Staatsstrukturen in Mexiko mit den US-amerikanischen Behörden wie DEA, CIA, FBI und der örtlichen Polizei geht. Die Serie erzählt sozialkritisch wie das organisierte Verbrechen zwischen USA und Mexiko arbeitet und wie beide Seiten von Drogenhandel, Waffenhandel, Menschenhandel und der Geldwäsche profitieren.

Mag es nun an der europäischen Vorlage liegen oder an der schwachen Drehbucharbeit, aber im letzten Drittel der ersten Staffel verdichtet sich die Erzählung in die Rachegeschichte einer Einzelperson. Und auch in der noch besseren zweiten Staffel stellt sich am Ende heraus, dass nicht die staatliche strukturelle Gewalt sowohl in Mexiko wie auch der USA verantwortlich für die ganze Misere des organisierten Verbrechens und der Flüchtlinge ist, sondern die Verfehlungen einiger weniger Personen. Dadurch verpufft die ganze Gesellschaftskritik, die am Anfang der Geschichte groß angedeutet ist. Trotzdem sollte man sich die Serie aufgrund der zahlreichen Nebenhandlungen und den durchgehend fantastischen Schauspielerleistungen anschauen. Franka Potente als männermordender Dämonin, die für die Kartelle mordet, Geld wäscht und gleichzeitig noch ihr eigenes Süppchen kocht, muss man gesehen haben.