Die großartige Comedy-Serie Silicon Valley unterscheidet sich von der Idee her kaum von anderen WG-Serien wie Big Bang Theory oder Friends. Aber wie dies umgesetzt ist und was für eine sozial- und gesellschaftskritische Dynamik hierbei freigesetzt wird, das muss man gesehen haben. Die Hauptfigur Richard Hendricks arbeitet als Softwareentwickler für den Internetkonzern Hooli und hat in seiner Freizeit einen revolutionären Algorithmus geschrieben, der alle Daten wie Musik- und Videodateien verlustfrei komprimieren kann. Anstatt seine Idee teuer an seinen Arbeitgeber zu verkaufen, beschließt er mit Hilfe eines Investors mit seinen Mitbewohnern zusammen eine eigene Firma zu gründen. Richard und seine Mitbewohner leben kostenlos im sogenannten Incubater und müssen den Hausbesitzer für die kostenlose Unterkunft an allen Geschäften beteiligen.

Richard hat das Asperger Syndrom und wirkt, als wäre er leicht manipulierbar. Vom ersten Moment an versuchen die Firma Hooli und alle anderen Mitkonkurrenten Richard das Programm abspenstig zu machen. Es werden alle legalen und illegalen Mittel eingesetzt um an Richards Algorithmus heranzukommen. Holi versucht letztlich als Großkonzern mit seinen eigenen Ingenieuren das eigene Kompressionsprogramm Nucleus am Markt durchzusetzen.

Richard hat ein sehr feines Gespür dafür, wenn er über den Tisch gezogen werden soll und kanalisiert seine unterdrückten Aggressionen in strategische Firmenentscheidungen, die seinen Gegnern überhaupt nicht schmecken. Nicht nur einmal wird Richard gezwungen, sich zwischen ethisch korrektem Verhalten und Arschlochsein zu entscheiden. Wie soll sich Richards kleine Firma Pied Piper durchsetzen, wenn sich sein gesamtes Umfeld korrupt, räuberisch und egoistisch verhält. Mit seinen Mitbewohnern, dem Satanisten Gilfoyle, dem Pakistani Dinesh und dem Geist Jared versucht Richard ein familienähnliches Gebilde herzustellen. Dennoch kocht jeder Einzelne von ihnen sein eigenes Süppchen und verfolgt seine eigenen Interessen. Das Beziehungsgeflecht der Figuren ist so widersprüchlich angelegt, dass es unmöglich ist, den weiteren Verlauf vorherzusehen. Dennoch stemmen sie sich vereint gegen die Übermacht einer scheinbar unüberwindbaren Wirtschaftsmacht, um irgendwann einmal groß absahnen zu können. Es ist ein Kampf der Underdogs gegen die strukturelle Gewalt skrupelloser Großkonzerne oder, wenn man so will, der Kampf des Individuums gegen das gesellschaftliche System. Dass es in diesem Hauen und Stechen kein bisschen zivilisiert zu geht, zeigt in was für einem Zustand unsere derzeitige Gesellschaft ist. Der Kampf zwischen Solidarität und Eigennutz scheint schon längst auf verlorenem Posten zu sein. Die Serie hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor, in der die Kreativität des Einzelnen und das Individuum nicht mehr geschützt sind. Die Absurditäten von Verträgen und Rechtsformen, denen Richard und seine Firma ausgeliefert sind, lassen einem mehr als einmal das Lachen im Hals stecken. Die Regeln der Gesellschaft und der Wirtschaft scheinen nur noch den Mächtigen und Reichen zu dienen. Die Großkonzerne würden gerne leugnen, dass sie von so genialen Tüftlern wie Richard abhängig sind. Sie versuchen sich als innovative kreative Firmen zu verkaufen und werden von Richard und seinem Team ein ums andere Mal eines besseren belehrt. Was die Serie aber so genial macht, ist die Tatsache, dass Richard und seine Firma Pied Piper am Ende genauso werden muss, wie ihre Gegner, die sie bekämpfen, es bereits sind.