Die Serie Real Humans aus Schweden hat eine tolle Idee, ist fantastisch umgesetzt und will doch zuviel. In einer zukünftigen Gesellschaft gibt es humanide Roboter, sogenannte Hubots, die die Bedürfnisse und geheimen Wünsche der Menschen erfüllen sollen. Die Hubots sind Lagerarbeiter, Hausmädchen, Verkäufer, Sekretärinnen, Sexsklavinnen, sie sind als Hilfe im Lebens- und Arbeitsalltag konzipiert. Frustrierte Hausfrauen schaffen sich einen Hausdiener an, der auch gleich den langweiligen Ehemann ersetzen soll, Männer benutzen sie für ihre sexuellen Fantasien, in der Arbeitswelt sind sie fleißige Arbeitsbienen. Es gibt den gesellschaftlichen Codex, dass Hubots immer einen Besitzer haben und den Befehlen der Menschen gehorchen müssen. Aber der Erfinder David Eischer hat verbotener Weise einen Code geschrieben, der es den Hublot ermöglicht, Gefühle zu entwickeln und eigene Entscheidungen zu treffen.

Die erste Staffel handelt von einer Gruppe freier Hubots, die auf der Flucht vor der Polizei ist und beim Versuch die Akkus aufzuladen immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Ihr Anführer Leo ist der leibliche Sohn von David Eischer, dem Erfinders der Hubots. Beim Versuch seine ertrinkende Mutter zu retten wurde Leo schwerverletzt und fällt in ein Koma. Um seine Familie zu retten versucht David Eischer seinem Sohn und seine Frau zu klonen und sie in einen Hubotkörper zu übertragen. Die Gruppe der freien Hubots, die eigentlich nur auf der Suche nach einem normalen freibestimmten Leben ist, wird wegen ihrer Software vom Geheimdienst gejagt. Die Gruppe wird zersprengt und die einzelnen Handlungsstränge erzählen, wie die freien Hubots als gewöhnliche Arbeitsroboter bei den Menschen untertauchen.

In der zweiten Staffel geht es darum, den verloren geglaubten Code, der den Hubots einen freien Willen ermöglicht, wiederzufinden. Im Zentrum der Geschichte steht die Familie Engman, die unwissentlich den freien Hubot Mimi besitzt und die einen Haushaltshubot und einen Klon des kürzlich verstorbenen Großvaters im Haushalt haben. Die Ehefrau Inger Engmann ist Rechtsanwältin und führt am Ende der Geschichte einen Prozess, bei dem es darum geht, ob man Hubots ein Vermögen vererben kann, ob man ihnen die Vormundschaft bei der Erziehung von Kindern übertragen kann und ob sie ganz grundsätzlich dieselben Menschenrechte erhalten sollen, sofern sie Gefühle, Erinnerungen und Entscheidungsfähigkeiten (durch den illegalen Code!) nachweisen können. In Bezug auf diese Problematik handelt der zweite zentrale Erzählstrang von der Liebesgeschichte zwischen dem freien Hubot Flash/Florentine und Douglas Jarmeous. Florentine will zum Menschen und zur Mutter werden und verleugnet ihr Maschinendasein. Und doch ist sie durch den Eischer-Code einem wirklichen Menschen viel näher als einem Roboter. Es stellen sich die ethischen Fragen, wie echt die Gefühle sein können, die die Menschen auf die Maschinen projezieren und die von den Maschinen erwidert werden? Der dritte zentrale Handlungsort ist die Paintballanlage Hub Battle Land, wo man Jagd auf Hubots machen darf und wo der freie Hubot Rick die Roboter-Soldaten zum Aufstand anstachelt. Die Anlage gehört Jonas Boberg, dem Sohn des ehemaligen Partners von David Eischer. Um seinen schwer verunstalteten menschlichen Körper zu verlassen, hat Jonas hat das Ziel, sein Bewusstsein zu klonen und in einen Hubot zu übertragen. Zu diesem Zweck wird der Klon von David Eischer wiederbelebt.

Die Serie bedient sich vieler Elemente aus der Horror- und Science Fiction Literatur. Von Frankenstein bis Blade Runner sind viele Motive wiederzuerkennen und die vielen ethischen Fragen werden beinahe wie in einem Philosophieseminar abgehandelt. Wie groß ist die Gefahr des Eischer-Codes für die zivile Gesellschaft und warum wird seine Existenz geleugnet und unterdrückt? Der Code stattet die Maschinen mit Leben, Willen und eigenen Zielen aus und macht sie automatisch zu überlegenen Wesen. Überträgt man die Perspektive des Menschen auf die künstliche Intelligenz, wird deutlich, wie schwerwiegend diese ethischen Probleme sind. Kein Mensch kann gut mit einem Idioten zusammenarbeiten und aus der Sicht der künstlichen Intelligenz ist der Mensch der Idiot.

In der Erzählung der Serie wird immer wieder die zentrale Frage gestellt, ob die freien Hubots mit ihrem Eischer-Code nicht die besseren Menschen sind und damit einen Anspruch haben, als individuelle Lebewesen von den Menschen anerkannt zu werden? Nicht alle freien Hubots, wie die geklonte Ehefrau von David Eischer, formulieren ihren Herrschaftsanspruch über die Menschheit aufgrund ihrer Überlegenheit und Unsterblichkeit. Ein Hubot ist in der Kirche auf der Suche nach dem Schöpfer, Mimi sucht nach dem Sinn des Lebens und Florentine will nicht herrschen sondern leben und lieben. Die Serie setzt den Menschen einen Spiegel vor, der im Gegensatz zu den perfekten Hubots das Bild einer fehlerhaften und störanfälligen menschlichen Zivilisation aufzeigt.

So interessant und vielschichtig die Thematik in dieser Serie angelegt ist, so mangelhaft ist sie erzählerisch gelöst. Die Geschichte entgleitet den Autoren an mehreren Stellen und kann nur noch durch Behauptungen vorangetrieben werden. Die Figuren, sowohl bei den Menschen als auch bei den Hubots, sind alle unsympathisch gezeichnet und handeln fast immer dumm und unreflektiert. Alle Figuren sind auf einen Typ festgelegt und verändern sich während der gesamten Handlung nicht mehr. Dadurch werden ihre Aktionen und Reaktionen vorhersehbar und langweilig. Hinzu kommt, dass nur der Zuschauer weiß, welcher Roboter ein freier Hubot und damit ein ethisch agierendes Wesen ist. Erst am Ende der Handlung dämmert einigen menschlichen Hauptfiguren, dass es Hubots gibt, die anders sind. Dramaturgisch wird daraus aber kaum Kapital geschlagen. Um innere Konflikte und seelische Verletzungen darstellen zu können, wäre es notwendig gewesen, dass die menschlichen Figuren über den Eischer-Code Bescheid wissen und welche Hubots davon betroffen sind. Obwohl der intellektuelle Anspruch der Serie sehr hoch ist, schaffen es die Drehbuchautoren kaum, eine dramaturgische Spannung aufzubauen. Eine Identifizierung des Zuschauers mit den Figuren ist aufgrund des dramaturgischen Konzepts und der eindimensionalen Personenführung kaum möglich. Spannend ist allein die theoretische Reflektion über den Einfluss der künstlichen Intelligenz auf unsere Gesellschaft.