Die Serie Penny Dreadful ist ein Paradebeispiel dafür, dass gute Ideen nicht ausreichen um eine Geschichte dramaturgisch mitreißend zu erzählen. Die Idee ist es, in einem viktorianischen London am Ende des 19. Jahrhunderts eine Geschichte zu erzählen, in denen Vampire, ägyptische Gottheiten, Dorian Gray, Jack the Ripper, Dr. Frankenstein sowie eine Unzahl von ungeklärten brutalen Morden eine Rolle spielen.

Im Zentrum der Geschichte stehen der Afrikaforscher Sir Malcom Murray, dessen Tochter von dunklen Kräften entführt worden ist, und Vanessa Ives, eine junge Frau und beste Freundin der verschwundenen Tochter, die die Stimmen der Dämonen hören und in die Zukunft schauen kann. Sie engagieren einen amerikanischen Scharfschützen, der sich mit seinem Vater überworfen hat und sich auf Rummelplätzen herumtreibt. Nun könnte man meinen, dass die Befreiung der Tochter ein konkretes Ziel darstellt. Aber dem ist nicht so. Es wird ein Panoptikum entworfen in dem die Handlungsstränge von Dorian Grey, Dr. Frankenstein, dem Scharfschützen und der Suche nach Sir Murrays Tochter nichts miteinander zu tun haben, außer dass die Protagonisten sich immer wieder über den Weg laufen. Die Handlungsstränge überkreuzen sich also immer wieder, haben aber keinerlei dramaturgische Auswirkungen auf die Beziehungen der Figuren untereinander.

Die Hysterie Vanessa Ives, wenn sie vom Dämon besessen ist, der blutige Kampf gegen die ägyptischen Vampire, die Rettung der Tochter, die Liebesgeschichte zwischen dem nicht alternden Dorian Gray erst zum Scharfschützen und später mit Vanessa Ives, Dr. Frankenstein, der seinem Monster eine Frau schaffen soll, das Monster das sich im Theater einer Schauspielerin annähert und die Liebesgeschichte zwischen dem Scharfschützen und einer tuberkulösen Prostituierten sind allesamt nichts weiter als Sublimierungen erotischer Phantasien verbunden mit Blut, Krankheit und Gewalt.

Dieser wunderbare theoretische Ansatz wird aber erzählerisch in keinster Weise adäquat umgesetzt. Die einzelnen Handlungsstränge verlaufen genauso wie man es als Zuschauer erwartet. Wenn also Vanessa Ives sich am Vorabend der Hochzeit ihrer besten Freundin mit dem Bräutigam zu einem Stelldichein trifft, weiß man schon lange vorher was passieren wird. Und das ist langweilig. Wie war der Spruch von William Goldman? Gib dem Publikum was es will, aber anders als es erwartet.

Und daran schließt sich gleich das weitere zentrale Problem der Serie an. Die Widersprüchlichkeit der Figuren wird nicht erzählt, sondern lediglich behauptet. Die Figuren tun allesamt widersprüchliche Dinge. Aber warum sie es tun, welchem Ziel oder Wunsch sie dabei folgen und wie sie sich dabei fühlen, das wird merkwürdiger Weise nicht erzählt. Dadurch wird eine Identifikation mit den Figuren verhindert, was zur Folge hat, dass einem die Figuren ziemlich egal werden.

Man könnte dies alles abtun und sagen, dass es sich um eine schlechte Serie handelt. Aber wenn man sieht wie aufwendig diese Produktion hergestellt ist und wer die Macher der Serie sind, muss man sich schon fragen, was hier vorgeht. Der Erfinder und Autor John Logan hat u.a. die Drehbücher zu den Filmen Aviator und Hugo Cabret von Martin Scorsese, Gladiator von Ridley Scott sowie die beiden James-Bond-Filme Skyfall und Spectre geschrieben.