In der 3. Staffel der Frauengefängnis-Serie Orange is the New Black wird mit einem Minimum an Handlung ein derart enges und vielschichtiges Beziehungsgeflecht der Protagonisten gewoben, wie man es selten im Film zu sehen bekommt. Soviel soll von der Handlung verraten werden, die Gefängnisanstalt Lichtfield wird an einen privaten Investor verkauft und wie Chapman einen illegalen Handel für Pantysniffer aufzieht, muss man gesehen haben.

Das Thema dieser Staffel ist die verzweifelte Einsamkeit der Insassen und welche Strategien sie entwickeln um diesen unmenschlichen Zustand zu überleben. Wer die 2. Staffel gesehen hat, wird es kaum für möglich halten wie Crazy Eyes die Kurve kriegt und welche berührende Geschichte von Dogget erzählt wird. Jede Episode behandelt die Vergangenheit einer der zahlreichen Hauptfiguren. Die Autoren schaffen so ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen der erlittenen Gewalt und dem selbstverschuldeten Versagen, dem die Frauen niemals entkommen konnten. Das Eingesperrtsein führt den Frauen noch deutlicher vor Augen, wie ausweglos ihre Vergangenheit ist und wie hoffnungslos ihre Zukunft aussieht. Was die Frauen in der freien Gesellschaft zu Opfern und Tätern gemacht hat, wird durch die Verhältnisse in der Gefängnisanstalt noch verstärkt. Das Gefängnis als Handlungsort ist ein außerordentlicher Brennspiegel für den Zustand unserer Gesellschaft. Wie nutzt unsere Gesellschaft ihre Macht gegenüber vollkommen ausgelieferten straffällig gewordenen Frauen? Die Serie erzählt, wie unmenschlich es ist, wenn gesellschaftliche Systeme sich aus ihrer sozialen Verantwortung zurückziehen und diese korrupten Wirtschaftsinteressen überlässt. Aber wie die Frauen damit umgehen und sich zum Teil wehren, benutzt und ausgepresst zu werden, ist dann eben doch ein einzigartiges Plädoyer für das Leben.

Und bei Chapman läuft sowieso alles in die entgegengesetzte Richtung. Ursprünglich ist sie eine verklemmte Lehrerin aus dem gehobenen Mittelstand der amerikanischen Gesellschaft. Erst im Gefängnis kann sie ihre unterdrückten Aggressionen entfesseln, outet sich als Lesbe, entfaltet ihr kriminelles Potential und wird zur Straßenkämpferin, die sie nie war. Im Gefängnis fühlt sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben lebendig und wird zu einem besseren Menschen, der ehrlich und wahrhaftig wirkt.