Wer die Serie Extant mit der schwedischen Serie Real Humans vergleicht, kann sehen wie elegant die Drehbuchautoren in der ersten Episode von Extant die gesamte Problematik der „Künstlichen Intelligenz“ entfalten und wie mühsam sich die schwedischen Drehbuchautoren zwei Staffeln lang mit diesem Thema abmühen. Kann künstliche Intelligenz lernen, Gefühle entwickeln, moralische Entscheidungen treffen und ab welchem Punkt kann die künstliche Intelligenz die Menschenrechte für sich reklamieren? Eigentlich sind es ja von Menschen geschaffene Maschinen, die der Menschheit dienen sollen. Aber Lernen hat immer das Ziel, eines Tages selbstständige Entscheidungen treffen zu können. Können Maschinen mit künstlicher Intelligenz ab einem bestimmten Punkt erkennen, dass sie den Menschen überlegen sind und welche Entscheidungen resultieren aus dieser Erkenntnis.

In der Serie Extant ist die Astronautin Molly Wood 13 Monate alleine auf einer Raumstation und muss bei ihrer Rückkehr feststellen, dass sie schwanger ist. Sie ist im Weltall mit einer außerirdischen Lebensform in Kontakt gekommen und muss nun praktisch entscheiden, wie sie mit der fremden Lebensform in ihrem Körper umgehen soll. Mit ihrem Mann hat sie lange vergeblich versucht ein Baby zu bekommen und ist nun hin und her gerissen zwischen ihren Muttergefühlen für das außerirdische Baby in ihrem Bauch und ihrem Robotersohn Ethan. Als genialer Programmierer hat ihr Mann einen hybriden Roboter erschaffen, der den Sohn ersetzen soll. Dafür hat er ein Entwicklungs- und Lernprotokoll entwickelt, das Ethan eines Tages befähigen soll, selbstständig moralische Entscheidungen zu treffen.

Die Serie behandelt eine ganze Reihe interessanter Themen. Wie gehen die Menschen mit außerirdischen Lebensformen um und was machen wir, wenn sich diese Lebensform mit der Menschlichen vermischt? In den Handlungssträngen wird zum Teil sehr intelligent sowohl vom Potential als auch von der Bedrohung durch außerirdische Lebensformen, der künstlichen Intelligenz und dem Menschen erzählt.

Wo sich der Zuschauer aber für dumm verkauft fühlt und was letztlich zur Absetzung der Serie geführt hat, sind die Handlungsstränge, die mit der Weltraumbehörde zu tun haben. Es ist vollkommen unglaubwürdig, dass eine Astronautin nach 13 Monaten im Weltall nach ihrer Rückkunft und einer medizinischen Untersuchung eine Schwangerschaft verbergen kann. Es ist vollkommen unnachvollziehbar, warum sich der oberste Chef der Weltraumbehörde den Interessen einer Privatperson unterordnet und Verbrechen begeht, die niemanden auffallen. Auch nachdem allen Beteiligten klar geworden ist, dass jede Person, die mit der außerirdischen Lebensform in Berührung kommt, Halluzinationen von verstorbenen Personen hat, sollte sich die menschliche Reaktion auf diese Erkenntnis einstellen und sie nicht als reale Ereignisse bewerten. Der Leiter der Weltraumbehörde stiehlt Mollys außerirdisches Baby, weil er trotz seines Wissens über die Halluzination daran glaubt, seine verstorbene Tochter wieder zum Leben zu erwecken. Warum die Menschen derart unreflektiert mit den Halluzinationen umgehen, ist auch bei der Hauptfigur Molly nicht plausibel erzählt. Die Missachtung der inneren Logik ist so schwerwiegend, dass viele den Zuschauervertrag mit dem Erzähler aufgekündigt haben.

Auch die zweite Staffel, die eher dem Thrillergenre zuzuordnen ist, hat schwerwiegende Probleme in der Handlungsführung. Mollys genialer Ehemann ist angeblich bei einem Autounfall zu tote gekommen, Molly ist in die Psychiatrie eingewiesen und die Außerirdischen töten bei der Fortpflanzung der ersten Generation ihrer Hybridwesen unschuldige schwangere Frauen. Die von der Weltraumbehörde geschaffenen Kampfroboter mit künstlicher Intelligenz spielen geschickt die Paranoia der Menschen mit der angeblichen Bedrohung durch die Außerirdischen aus. Die Handlung ist dermaßen überfrachtet, dass die Beziehungen der Figuren untereinander nur noch als behauptete Beziehungen erzählt werden. Und damit verliert man als Zuschauer das letzte Interesse. Der Tod von Mollys Ehemann hat so gravierende Auswirkungen auf die gesamte Handlung und doch ist keine Figur aus seinem Umfeld, die genau wissen will, was mit ihm wirklich passiert ist. Und dann wird die Serie doch wieder stark, wo die Beziehungsgeschichten zwischen Ethan und seinen beiden Müttern erzählt wird. Man wird mit dieser Serie nicht wirklich glücklich, da sich intelligente Erzählweisen mit immer wieder sehr dummen Handlungsverläufen abwechseln.